Scherz – Spott – Ironie

Formen der Satire in der Romantik

1807 erschien im Heidelberger Verlag Mohr & Zimmer die erste Satire aus den Reihen der Heidelberger Romantiker überhaupt, betitelt „Entweder wunderbare Geschichte von Bogs dem Uhrmacher, wie er zwar das menschliche Leben längst verlassen, nun aber doch, nach vielen musikalischen Leiden zu Wasser und zu Lande, in die bürgerliche Schützengesellschaft aufgenommen zu werden Hoffnung hat, oder die über die Ufer der Badischen Wochenschrift als Beilage ausgetretene Conzert-Anzeige“ und verfasst von Clemens Brentano 1807 und seinem Freund, dem Publizisten Joseph Görres.

Ein kurzer Text, knappe 20 Seiten lang, sperrig, da gespickt mit das Verständnis heutiger Leser erschwerenden Seitenhieben nach allen Richtungen der aktuellen literarischen und philosophischen Diskussionen zu Beginn des 19. Jahrhunderts, mit Seitenhieben vor allem auch auf eine bestimmte Geisteshaltung, für die der Philister steht. Mit seiner bissigen Satire ist in der Tradition der komischen Lügengeschichte angesiedelte, phantastisch-groteske Werk eine Ausnahme, aber keinesfalls ein Einzelfall, nicht bei Brentano speziell und erst recht nicht in der Romantik generell.

Brentano schreibt sich hier das Sinnesproblem vom Leib, indem er die Entfernung der Sinne als das Problem der bürgerlichen Gesellschaft dieser zuschreibt. Die Wahrnehmung wird zum Drehpunkt einer satirischen Zange, die ihren Gegenstand, den Uhrmacher Bogs, zwischen den Backen von Kunst und Bürgerlichkeit unbarmherzig spaltet – ein Text von einer satirischen Schärfe, die jedes frömmlerische Brentano-Klischee überraschen muss.“ So Peter Utz in seiner 1990 erschienenen Studie „Intermedialität und Synästhesie in der Literatur der Romantik“.

Grund genug, das Brentano Kolloquium 2016, die dritte Veranstaltung ihrer Art seit 2010 vom 19. bis 22. Mai 2016, dem Thema „Scherz – Spott – Ironie. Formen der Satire in der Romantik“ zu widmen.